Kurve kriegen richtet sich an Kinder und Jugendliche (überwiegend zwischen 8 und 15 Jahren), die in den letzten 12 Monaten mit mindestens einem Gewalt- oder 3 Eigentumsdelikten polizeilich auffällig geworden sind und deren Lebensumstände durch so viele soziale Risikofaktoren gekennzeichnet sind, dass ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität droht. Mögliche Teilnehmer*innen werden von der Polizei ermittelt. Die Auswahl erfolgt in Kooperation mit Jugendämtern und anderen Institutionen sowie in enger Abstimmung mit den pädagogischen Fachkräften unter Berücksichtigung sozialer Risikofaktoren.
Die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien erhalten dann das Angebot, durch die qualifizierten Fachkräfte von SKM und Jugendhilfe St. Klara (Caritas) betreut zu werden. Sie unterstützen die Teilnehmer*innen und ihre Familien, entwickeln gemeinsam mit ihnen individuelle Förderkonzepte und vermitteln passgenaue ambulante‚ (kriminal-) präventive Angebote und Fördermaßnahmen. Dabei werden bestehende Angebote vor Ort genutzt aber auch neue passgenaue Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. So können mit Hilfe von Kurve kriegen Lücken in der Präventionskette geschlossen werden. Unsere Fachkräfte greifen dabei auf ein bestehendes Netzwerk zurück, das ständig weiterentwickelt wird. Die Teilnehmer*innen und ihre Familien werden durch unsere pädagogischen Fachkräfte über die gesamte Laufzeit begleitet. Sie stehen als feste Ansprechpartner zur Verfügung und koordinieren die Hilfen.
Die Besonderheit dieser Initiative ist die enge Kooperation unserer pädagogischen Fachkräfte, die ihr Büro in der Polizeidienstelle des Kreises haben, mit erfahrenen Kriminalbeamten der Polizei, die gemeinsam ein multiprofessionelles Fachkräfteteam bilden und Kinder, Jugendliche und deren Familien dabei unterstützen Wege aus der Kriminalität zu finden.
Die Teilnahme an Kurve kriegen ist freiwillig und vertraulich. Da die pädagogischen Fachkräfte der Schweigepflicht unterliegen erfolgt kein Rücklauf von Sozialdaten an die Polizei. Die Mindestlaufzeit beträgt ein Jahr. Dabei wird regelmäßig durch unsere pädagogischen Fachkräfte überprüft, ob ein Verbleib in der Initiative weiter sinnvoll und notwendig ist. Jugendliche, die über einen längeren Zeitraum keine Straftaten mehr begehen und eine gute Sozial- und Delinquenzprognose erhalten, werden als Absolventen aus der Initiative entlassen. Die Teilnahme an Kurve kriegen endet spätestens mit dem 18. Geburtstag.
Ziel von Kurve kriegen ist die Verhinderung weiterer Straffälligkeit über die Erweiterung der Handlungskompetenz sowie die Förderung des Selbstwertgefühls. Die Ziele sind bei allen Teilnehmer*innen und ihren Familien individuell verschieden. Oft geht es um einen regelmäßigen Schulbesuch, eine sinnvolle Freizeitgestaltung, die Erweiterung der sozialen Kompetenzen, das Erlernen von angemessenen Konfliktlösestrategien, die Reduktion von Gewaltbereitschaft oder die Erweiterung der Erziehungskompetenz der Eltern.
Die Initiative Kurve kriegen ist beim Ministerium des Inneren des Landes NRW angesiedelt und wurde umfangreich evaluiert. 2011 startete Kurve kriegen an acht Standorten als Modellprojekt. Nach der erfolgreichen Erprobung nehmen in NRW mittlerweile bereits 35 Kreispolizeibehörden mit 115 Kommunen am Programm teil. Nur Kinder und Jugendliche mit Wohnsitz in einer dieser Kommunen können Teilnehmer*innen von Kurve kriegen werden.